„Gute Nachrichten Ina!“ – rief Baronin von Nichtstun so laut ins Telefon, dass das arme Mädchen den Telefonhörer weit von sich weghalten musste.
„Was ist denn los, Tantchen?! Winterschlussverkauf?!“
„Ina, deine Cousine Brigitte ist Mama geworden! Sie hat einen kleinen Jungen zur Welt gebracht!“
„Ach! In der Tat – gute Nachrichten!“ Ina freute sich aufrichtig für die junge Familie. „Jetzt ist das Familienglück perfekt!“
„Ein Echter von Nichtstun! Hübsch, intelligent, begabt…Ina, wir müssen ihn so schnell wie möglich besuchen! Das kleine Wunder bestaunen! Das Geschenk habe ich übrigens schon besorgt! Die edelsten Strampler, die du je gesehen hast! Sein Monogramm habe ich in Gold sticken lassen! Du warst übrigens auch ein ganz, ganz süßes Baby!“
Ina‘ s Augen wurden immer größer vor Staunen. Die edelsten Strampler der Welt mit goldenem Monogrammen hörten sich ganz schrecklich an. Typisch Tante! Pompös, dekadent und ein wenig verrückt!
Sie redeten noch eine Weile und verabschiedeten sich mit dem festen Vorhaben, das Baby nächste Woche zu besuchen.
Baronin ging in die Bibliothek und suchte alte Fotoalben durch.
Ina saß noch in der Küche und überlegte, was ein Baby, außer edlen Strampler noch gebrauchen könnte. Etwas Schönes und Nützliches und – natürlich selbstgemacht!
Sie schnitt den blauen Stoff zu.
Ein Foto fiel zu Boden, die Baronin kniete sich und betrachtete das Bild. Familienausflug. 1959. Von links: Papa, Bär (nicht echt!) ich, mein Bruder, Mama, unser Hund Fiffi…
Es war wie gestern. Als ob die Zeit stehen geblieben wäre.
Sie lehnte sich an den alten Sessel, machte die Augen zu und hätte schwören können, dass sie den Geschmack vom Eispüppchen noch auf der Zunge spüren konnte.
Ja, natürlich wusste sie sofort, dass der Bär nicht echt war!
Er trug nämlich hässliche, braune Lederschuhe!
Und am Abend vorher musste sie noch die schönen, weißen Strümpfe in einer Schüssel mit Seife waschen. Der gemeinsame Ausflug war schon etwas Besonderes!
„Mensch, ich musste als Kind so viel arbeiten!“ – dachte die Baronin.
„Die Gartenarbeit gehörte zu meinen Aufgaben, das Einkaufen, Putzen und Kaninchenstall. Im Sommer sammelte ich Wildkräuter und im Herbst Pilze im Wald. In der Schule herrschte eiserne Disziplin. Wer nicht artig war, bekam mit dem Rohrstock Tatzen, wie man das damals nannte. Brrr!“
„Keine einfache Zeiten! Der kleine Mann soll seine Kindheit genießen!“
Ina verpackte die Mutterpasshülle, die sie genäht hat. Sie freute sich schon auf den Besuch bei Brigitte, denn Kinder sind etwas Großartiges!
♥♥♥
„Wer sagt, es gibt sieben Wunder auf dieser Welt, hat noch nie die Geburt eines Kindes erlebt. Wer sagt, Reichtum ist alles, hat nie ein Kind lächeln gesehen. Wer sagt, diese Welt sei nicht mehr zu retten, hat vergessen, daß Kinder Hoffnung bedeuten.”
Die Vorlage für unsere Mutterpasshülle findest du HIER.
Wir wünschen euch viel Freude beim Nachnähen!
Sulky Kreativ Team.
Ein Kommentar zu „Hallo Baby!“